Wir stellen uns nicht mehr zur Wahl - drei Gründe weshalb wir unser ehrenamtliches Engagement bei der AKH beenden

Nach 15 Jahren und drei Legislaturen in der Vertreterversammlung sind wir aus den unten genannten Gründen als Initiative Hessischer Architekt:innen nicht länger bereit uns ehrenamtlich zu engagieren. Ganz herzlich bedanken möchten wir uns für den Zuspruch und die Unterstützung, die wir im Verlauf unserer berufspolitischen Tätigkeit erfahren haben. Das war sehr ermutigend und lässt uns trotz allem positiv auf eine intensive Zeit in den Gremien der AKH zurückblicken. Wir bleiben offen für einen ernst gemeinten Diskurs über die Zukunft unseres Berufsstandes und werden uns an anderer Stelle engagieren.

Jens Altmann, Gregor Bäumle, Jens Daube, Monika Krebs, Christiane Treiber

1. Inhaltliche Verarmung

Nahezu alle berufspolitischen Themen und Zielsetzungen werden leider nur von einer sehr kleinen Gruppe, nämlich von Teilen des Vorstands und vom Präsidium bestimmt. Damit ist die inhaltliche Bandbreite gering. Für abweichende Meinungen oder nicht gezielt abgefragte Expertise gibt es wenig Raum, auch weil die entsprechenden Gremien, wie beispielsweise die Arbeitsgruppen, gezielt abgeschafft worden sind. Etwas flapsig formuliert kommt nichts auf die Tagesordnung, was der Vorstand nicht kennt und gut findet.

Besser fänden wir es, wenn die ganze Bandbreite der berufspolitischen Themen über eine gewachsene Struktur von unabhängigen Experten abgedeckt werden könnte, damit auch Inhalte, die sich der Kenntnis von Vorstand und Präsidium entziehen, in die Ausrichtung der Kammerinitiativen einfließen. Damit wäre nicht zuletzt eine bessere Rückverankerung der AKH bei den Mitgliedern zu erreichen.

2. Ein System struktureller Einflussnahme

Der Verbändeproporz innerhalb der Vertreterversammlung und die Besetzung der relevanten Gremien, wie Vorstand oder Ausschüsse, hat zur Folge, dass die gesamte Architekt:innenschaft in Hessen nur unzureichend abgebildet ist. Einzelne Berufsverbände, die in der Regel nur einen relativ kleinen Teil des Berufsstands repräsentieren, dominieren die entscheidenden Positionen und nutzen dies, um Klientel-Politik zu betreiben.

Besser fänden wir es, wenn man diese Orientierung aufgeben würde und zugunsten einer Meinungs- und Haltungsvielfalt die Gremien der AKH turnusmäßig umbesetzen würde. So könnten unterschiedliche Herangehensweisen und Strategien entwickelt werden, die perspektivisch nicht den Nutzen für einzelne Gruppen sondern den gesellschaftlichen Input des Berufsstandes in den Mittelpunkt des Handelns stellen.

3. Großzügige Verschwendung von ehrenamtlichem Engagement

Die eingeübten Abläufe bei den Sitzungen der Vertreterversammlung, aber auch der Umgang mit Sachthemen haben zur Folge, dass inhaltliche Beteiligung und Austausch in der Sache eher die Ausnahme als die Regel sind. Anstatt die Expertise der Vertreter:innen gezielt zu nutzen und deren Rat bzw. Meinung einzuholen, wird das Gremium als notwendiges Übel betrachtet, das dazu dient die eingefahrenen Prozesse zu legitimieren. Bestes Beispiel für mangelnde Effizienz und lockeren Umgang mit anderer Leute Zeit ist das mehrfache Scheitern der dringend erforderlichen Beitragsreform, zu der inhaltlich von verschiedenen Seiten mit hohem Aufwand beigetragen worden ist.

Besser fänden wir es, die Vertreterversammlung tatsächlich als vornehme Instanz und Chance zum Abgleich des Handelns von Vorstand und Präsidium zu begreifen, also das Gremium als Forum zu nutzen. Dazu müssten allerdings die halbjährliche Leistungsschau von Präsidium und Vorstand in den Hintergrund gerückt und die Probleme und Fragestellungen als Tagesordnungspunkte mit einem ausreichenden Zeitkontingent versehen werden. Eine solche Schwerpunktsetzung hätte sicherlich auch eine größere Bereitschaft zur konstruktiven Mitarbeit zur Folge.

IHA Initiative Hessischer Architekten